Sefik Can schreibt in seinem Buch: „Ich hatte nicht den Mut, Ausdrücke wie ‚Tod‘ oder ‚vereinte sich mit dem Gott‘ als Titel zu nehmen, denn Mevlana hatte die Hadith ‚Sterben vor dem Sterben‘ schon erfüllt. Er hatte sich bereits in dieser vergänglichen Welt mit dem Allmächtigen vereint. Das segensreiche, gnädige Leben unseres Sultanü’l-Ashik, dem Sultan der Liebe, ging dem Ende entgegen, wie dies für jeden von uns Vergänglichen auf dieser Erde unvermeidlich ist.“
(von Şefik Can Efendi)
Das Mesnevi wurde fertig geschrieben – und Mevlana war müde. Die Kindheit mit seinem Vater Sultanü’l-ulema, dem Sultan der Gelehrten, die Jahre der Wanderschaft in materieller und seelischer Not, die Ausbildungsjahre in Sam und Haleb, getrennt von seiner Familie, dann der Verlust seiner Mutter, seines Vaters und seines sehr geliebten Scheichs Seyyid Burhaneddin hatten ihn erschöpft. Zu alledem hatte er seine Herzensfreunde Schems und Selahaddin verloren. Dazu kamen die Respektlosig-keiten eines eigenen Sohnes Alaeddin Celebi, sowie die Vorwürfe gewisser Leute, üble Gerüchte… nebst seinen viel Ausdauer verlangenden Aufgaben und Tätigkeiten: all das hatte Mevlana ermüdet. Seine letzten Tage verbrachte er sehr nachdenklich. Ja, dieser grosse Pir vergrub sich gleichsam in sich selbst – und fand am Ende so die unendliche innere Ruhe, die er sich immer ersehnt hatte, in seinem eigenen Herzen.
Die Ärzte konnten seine Krankheit nicht richtig diagnostizieren; sein gesegneter Körper schien in Sehnsucht zu verbrennen. Während er krank in seinem Bett lag, bebte sieben Tage und Nächte lang die Erde. Beim siebten Erdbeben kamen die Einwohner von Furcht und Angst ergriffen zu Mevlana und baten ihn, für sie zu beten. Mevlana sagte mit einem leisen Lächeln: „Habt keine Angst, die arme Erde ist hungrig und wünscht sich einen fetten Brocken. Man soll ihr das gewähren.“
Am Samstag, dem 16. Dezember 1273, ging es ihm etwas besser. Bis gegen den Abend hatte er sich mit Besuchern unterhalten. Jedes seiner Worte jedoch war so betont, wie wenn er seinen letzten Willen aussprechen würde. Am Sonntag, dem 17. Dezember 1273, als die Sonne unterging, ging auch Mevlana, die Seelensonne, in die heilige Welt über. Somit schloss Mevlana in Konya, wo er während vierundvierzig Jahren gewirkt hatte, seine Augen für die vergängliche Welt.