Das letzte Interview von Sefik Can Efendi (2005)


SERTARIK, MESNEVİHAN

Şefik Can
1909-2005

 

Şefik CAN (22. Juni 1909 – 23. Januar 2005) wurde im Jahr 1909 im Dorf Tebricik in der Provinz Erzurum geboren. Die Primarschule besuchte er in Yıldızeli.
Bereits im Kindesalter lernte er von seinem Vater, einem Mufti, Arabisch und Persisch. Im Jahr 1929 schloss er die Kuleli Militäroberstufe ab und 1931 ebenso die Militärakademie.
Später absolvierte er mit der Bewilligung des Ministeriums für die Nationale Verteidigung an der Universität in Istanbul seine Prüfung und erhielt das Lehrerdiplom. Im Jahr 1935 beendete er sein Praktikum unter der Aufsicht von Tahir-ül Mevlevi an der Kuleli-Militäroberschule und begann als Lehrer zu unterrichten.
Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1965 unterrichtete er an verschiedenen Militärschulen, an zivilen privaten Hoch- und Oberschulen Türkisch und Literaturwissenschaft.
Şefik CAN lernte aufgrund seines grossen Interesses an der Weltliteratur auf eigene Initiative Englisch, Französisch und Russisch, um die betreffende  Fremdliteratur in der Originalsprache lesen zu können. Er lobte die Zeit seiner Pensionierung, da sie ihm endlich die Möglichkeit gab, sich ganz der Arbeit zu widmen, insbesondere sich mit den Werken Hz. Mevlanas zu beschäftigen und von ihnen zu erzählen.
Şefik CAN, der eine Zeit lang krank in seinem Haus in Istanbul lag, während er von seiner Frau Sabahat Hanim, von der Familie des Çelebi wie auch von seiner Assistentin Nur Artiran Hanim und seinen nahen Freunden intensiv betreut wurde, vereinigte sich in der Nacht vom 23. auf den 24. Januar 2005 um 22:50 Uhr mit Gott. Der selige CAN führte sein Leben auf dem Weg Gottes als schlichtes Geschöpf, das die Bescheidenheit nie aus der Hand gegeben hat; die Liebe zu Mevlana und zu Konya in der Brust tragend hat er dem Befehl „Irciî…“ („Kehre zu Deinem Ursprung zurück“) des grossen Schöpfers gehorcht und ist aufgebrochen auf den Weg der Vereinigung.

Şefik CAN selig wurde am 26. Januar von seinen Freunden von Istanbul nach Konya gebracht. Nach dem Mittagsgebet in der Selimiye-Moschee wurde er im Grab, das er zuvor selber hatte herrichten lassen, beerdigt.

      Dr. Nuri Şimşekler

SEINE WERKE
Veröffentlichungen durch das Kulturministerium, von Ötüken und anderen Herausgebern:

o Mevlânâ und Plato (1964)
o Klassisch Griechische Mythologie (1970)
o Hz. Mevlânâ’s Vierzeiler (1990)
o Hz. Mevlânâ’s Leben, Persönlichkeit und Ansichten (1995)
o Hz. Mevlânâ’s Mesnevi Übersetzung (3 Bücher, 1999)
o Hz. Mevlânâ’s Dîvân-ı Kebîr Auswahl (4 Bücher-2000)
o Cevahir-i Mesneviyye (2 Bücher, 2001)
o Destegül (2001)
o Mesnevi Geschichten (2003)
o Band 5-6 der Mesnevi-Übersetzung von Tahir-ül Mevlevi vollendet, als 4 Bücher veröffentlicht (2001)

Einige Werke des Şefik CAN selig liegen noch zum Druck bereit. Er hielt Vorträge an den von der Selçuk-Universität und der Stadtgemeinde Konya organisierten Symposien und Konferenzen. In verschiedenen Zeitschriften erschienen von ihm zahlreiche Artikel.

Das letzte Interview

Nuriye AKMAN
Zeitung „Zaman“, 25. Januar 2005

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Mevlana aus Sicht der Europäer (Mai 2006)

Von Peter Hüseyin Cunz, Mai 2006

 

Dieser Text wurde mit leichten Anpassungen im November 2006 in „Rumi & his Path of Love“ veröffentlicht (The Light Inc. New Jersey, USA, ISBN 1-59784-111-0)

 

 

Über Mevlana Celaleddin Rumi und sein Wirken zu schreiben ist heute in Europa und USA fast so, wie wenn Wasser den Fluss hinunter getragen wird. Veröffentlichungen ausgelesener Verse oder Gedichte sowie Kommentare über Rumis dichterisches Werk haben in den letzten zehn Jahren geradezu exponentiell zugenommen. Insbesondere in Nordamerika häufen sich die Bücher und Schriften – viele davon in unterschiedlicher Qualität – was ein deutliches Indiz für den Durst einer spirituell vielleicht etwas orientierungslosen Gesellschaft ist.

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Gemeinschaftsregeln

(Version Januar 2005)

Die Internationale Mevlânâ Stiftung ist das rechtliche Organ des Ordens der Mevlevi, der für die Ausübung seiner Tätigkeiten den nachfolgenden Grundregeln verpflichtet ist.

 

1. Zweck und Ausrichtung

1.1 Der Orden bezweckt, Menschen auf der Suche nach dem letztendlichen Sinn des Lebens einen geeigneten Rahmen anzubieten. Mit Gebet und Exerzitien wird die Einheit allen Seins bewusst gemacht und in der Gemeinschaft verstärkt. Der Orden richtet sich hierfür an alle willigen Menschen der Welt, unabhängig von Geschlecht, Rasse und Kultur, die in Sehnsucht nach Gott ihren spirituellen Weg antreten wollen.
1.2 In seiner Glaubensrichtung orientiert sich der Orden an der Sicht von Hz. Mevlana Cellaleddin Rumi, einer Glaubenspraxis aufgrund der koranischen Botschaft.
1.3 Der Orden bejaht das in Europa verbreitete aufklärerische Verständnis des gewaltenteiligen und demokratischen Rechtsstaates, einschliesslich des Parteienpluralismus und der Religionsfreiheit sowie der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Der Koran untersagt jede Gewaltenausübung und jeden Zwang in Angelegenheiten des Glaubens.
1.4 Der Orden fördert ein zeitgenössisches Verständnis religiöser Überlieferungen, das der neuzeitlichen Lebenssituation Rechnung trägt.
1.5 Für Fragen der einzuhaltenden Riten und Lehrinhalte orientiert sich der Orden an seiner eigenen bewährten Tradition, die sich in den Lehren von Pir Hz. Mevlana Cellaleddin Rumi begründet.
1.6 Der Orden missioniert nicht und vermeidet Proselytentum und politische Einflussnahme. Er bemüht sich aber um ein Sichtbarwerden in der Öffentlichkeit, um Suchenden den Zugang zum Orden zu ermöglichen.
1.7 Der Orden fördert die Verbreitung der Mevlevi-Sufi-Musik sowie der Bekanntmachung des Sema.

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Gülbank (Segen der Mevlevi)

Bismillahirrahmanirrahim
Vakti serifler hayr ola, hayirlar feth ola, serler def ola,
nefesler payende ola. Niyazlar kabul ola.
Allah azim-u san, ismi zati nuru ile kalplerimizi dünyevi
uhrevi pür nur münevver eyleye.
Demler sefalar ziyade ola. Dem-i Hazreti Mevlana, sirri Sems,
sefaati Muhammedin nebi keremi imami Ali
demine Hu diyelim.

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.
Möge dieser Augenblick gesegnet sein.
Möge uns die Tür zum Guten offen sein
und das Übel sei vertrieben.
Unser demütiges Bitten sei erhört in seinem Ehrenpalast.
Allah, der Gepriesene, läutere unsere Herzen und
erleuchte sie mit dem Licht Seiner Grössten Namen.
Mögen die Herzen der Liebenden (Müriden) geöffnet sein.
Beim Atem unseres Meisters Mevlana und Weled,
beim Licht des Muhammad, bei der Güte des Imam Ali,
bei der Schönheit des ummi Muhammad, des Gottgesandten,
hab Erbarmen mit allen Welten. So sprechen wir Huuu.

Einige Grundlagen über die Namen Gottes (2002)

Peter Hüseyin Cunz, Frühling 2002

(An mehreren Stellen wird auf das empfehlenswerte Buch „Gott hat die schönsten Namen“ von Hamid Molla-Djafari, Verlag Peter Lang verwiesen und Auszüge daraus wiedergeben.)

 

Woher stammen die Namen Gottes?

Die Namen Gottes sind keine Erfindung des Korans. Schon in der Tora haben die Gottesnamen oder „der Name des Herrn“ eine grosse Bedeutung; ein Beispiel:

Der Herr sprach zu Moses: „… du hast nun einmal Meine Gnade gefunden, und Ich kenne dich mit Namen.“ Dann sagte Moses: „Lass mich doch Deine Herrlichkeit sehen!“ Der Herr gab zur Antwort: „Ich will Meine ganze Schönheit vor Dir vorüberziehen lassen und den Namen des Herrn vor dir ausrufen.“ (Ex 33, 17-19).

Oder auch im Neuen Testament:

Jesus spricht zum Herrn: „Ich habe Deinen Namen den Menschen offenbart, die Du mir aus der Welt gegeben hast“ (Joh. 17,6);

und im Vaterunser heisst es: „Dein Name werde geheiligt.“

 

Die Gottesnamen sind für den Menschen da. Er soll damit das Wirken Gottes erkennen. Erkenntnis setzt aber den Erkennenden (Subjekt) und das Erkannte (Objekt) voraus: eine Zweiteilung (Dualität) also, die das Dritte erst ermöglicht, und ohne die unsere Schöpfung nicht existieren würde. Nur im Reflektieren ist Begreifen möglich, und einzig im Gegenüberstehen von Subjekt und Objekt können Begriffe wie die Namen Gottes formuliert werden.

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Die sieben Pforten der Hölle (Januar 2006)

Nur Artiran, Istanbul, 25.01.2006

 

Mesnevi Band I, Zeile 779: „sieben Pforten der Hölle“
Mesnevi Band VI, Zeile 4657: „die Hölle ist ein Drache mit sieben Köpfen“

 

Die angesprochene Formulierung “sieben Pforten der Hölle” enthält verschiedene Symbole. Die Sufis beschreiben unsere Nafs in sieben Stufen, d.h. die Wünsche der Nafs werden in sieben Gruppen unterteilt. Diese sieben Teile der Nafs werden im Mesnevi als sieben Pforten der Hölle oder als siebenköpfiger Drache symbolisiert. Das Thema ist sehr tiefgreifend, weshalb es schwierig ist, es per Email jenen zu erklären, denen dieses Gebiet fremd ist. Wir können es jedoch kurz und allgemeinverständlich etwa folgendermassen erläutern:

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